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« zurück zur Übersicht„Gegengewicht zur kalten Apparate-Medizin“

Sie feierten mit vielen Gästen das 25-jährige Bestehen des Christophorus-Hospizvereins: Vorsitzende Barbara Mehlich, Zweiter Vorsitzender Hans Lehnhardt, Schatzmeisterin Mechthild Felsch, Schriftführerin Frauke Baumgarten, die Koordinatorinnen Elke Holzer und Gabriele Leinauer, Landrat Josef Niedermaier sowie der Zweite Bürgermeister von Geretsried, Hans Hopfner. Foto: Felsch
Bad Tölz-Wolfratshausen – Den Tagen mehr Leben zu geben und das Wort „Sterben“ wieder in den Mund nehmen zu können – dafür steht der Christophorus-Hospizverein. Am Mittwochabend feierte die Landkreis-Organisation mit Sitz in Geretsried ihr 25-jähriges Bestehen im Landratsamt.
Es solle ein frohes Fest sein, wünschte sich Vorsitzende Barbara Mehlich in ihrer Begrüßung. Die Hospiz-Bewegung habe vor 40 Jahren begonnen, jetzt sei sie in Bayern flächendeckend präsent. Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) werde in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach seit 2015 angeboten und seit vergangenen Januar auch in Garmisch-Partenkirchen – ein Netzwerk unter der Trägerschaft des Christophorus-Hospizvereins Bad Tölz-Wolfratshausen, der Kreisklinik Wolfratshausen sowie des Hospizkreises Miesbach und des Krankenhauses Agatharied in Zusammenarbeit mit dem Hospizverein Werdenfels und dem Klinikum Garmisch-Partenkirchen. Sie sei eine ergänzende Leistung zu Hausärzten und Pflegediensten.
Bei Ärzten und Pflegediensten wiederum sei eine palliative Ausbildung keine Seltenheit mehr. „Und das ist gut so“, stellte Mehlich fest. „Denn Menschen, die an unheilbaren Krankheiten leiden, brauchen eine spezielle Versorgung.“
Im Mai 1993 mit 21 Mitgliedern gegründet, zähle der Christophorus-Hospizverein im Landkreis mittlerweile rund 300 Zugehörige. Alle zwei Jahre fänden Ausbildungen für ehrenamtliche Hospizbegleiter statt, die aktuelle Ausbildungsgruppe sei erfreulich groß, so Mehlich. Der oft geäußerten Vorstellung, derartige Dienste zu leisten, müsse doch sehr belastend und traurig sein, begegnete die Vorsitzende mit einer anderen Sichtweise: „Unsere Begleiter sind nicht die grauen Mäuse, sondern die bunten Blätter, die in der Herbstsonne leuchten, ohne schrill zu sein.“ Deren Ziel sei es, dass Menschen gut eingebunden sterben können und Angehörige mit dem Verlust umgehen lernen.
Der Weg dahin verlange eine ganzheitliche Betrachtung, in der körperliche, psychische, soziale und spirituelle Belange berücksichtigt werden. Pflege-Roboter, die neueste Errungenschaft, seien darauf nicht programmierbar.
Damit das Angebot der Begleitung in der letzten Lebensphase noch mehr Menschen erreicht, habe der Verein jüngst die Kontakte zu Seniorenheimen intensiviert. Letztlich seien Tod und Sterben keine private Sache, sondern Teil der Humanität des Gemeinwesens.
Warum wird das Wort „Sterben“ heute nicht mehr in den Mund genommen? Diese Frage stellte Landrat Josef Niedermaier in seinem Grußwort. „Liegt das an unserer modernen Gesellschaft, die immer hektischer und ,spaßiger‘ wird?“ Er freue sich, hier bei der Feier so viele Leute zu sehen, die sich in der wertvollen Hospiz-Arbeit engagieren. Als Dank für ihre Mission überbrachte Niedermaier 1000 Euro zur Unterstützung der Hospizbegleiter.
Der Geretsrieder Vize-Bürgermeister Hans Hopfner bezeichnete deren Tätigkeit als „Gegengewicht zur kalten Apparate-Medizin“. Diese sei unverzichtbar, „aber sie ist hilflos, wenn keine Therapie mehr anschlägt“. Begleitung und Beratung, menschliche Nähe und Lebensqualität in der Abschiedsphase zu geben, erfordere nicht nur Kenntnisse, sondern auch Seelenstärke. Der Verein könne stolz sein auf das Erreichte.
Dass bei aller Ernsthaftigkeit auch der Humor nicht auf der Strecke bleiben dürfe, stellte schließlich Prof. Berend Feddersen unter Beweis: Er verstand es bestens, das Thema Hospiz- und Palliativarbeit anhand eines bunten Programms mit Jonglier- und Zauberkünsten zu interpretieren. Für Musik sorgte Leo Betzl am Klavier.